Samstag, 19. Mai 2012

Occupy?!


weinen
lachen
beides zusammen
möcht ich
kann ich nicht

der häuptling der Cree
mahnte
geld könne man nicht essen
und doch ist der hunger
so groß
nach geld
das ohne arbeit und natur
sich vermehre wie hemmungslose ratten
und
sie fühlen sich so voll vernunft
und sie wissen alles
und sie wissen nichts
und draußen stehen die
die noch nicht genug wissen
und aus den verglasten wolkenloskratzern
blicken die die meinen
das geld arbeite
auf die hinab
die arbeiten
oder es wenigstens wirklich wollen
und denken
was verstanden die Cree
von der modernen welt

http://fatwakeinesmufti.blogspot.de/

Donnerstag, 17. Mai 2012

Mittwoch, 2. Mai 2012

Was ich von Geschichte (nicht) verstehe (2. Fortsetzung)


Die Antwort fällt leichter, wenn man berücksichtigt, dass Marx aus der prinzipiellen Gesetzmäßigkeit der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft – die er für die Vergangenheit aufzeigen konnte – die Notwendigkeit und Möglichkeit der weiteren Entwicklung, einschließlich der diese Entwicklung tragenden Kraft ableitete. Die „Arbeiterklasse“, so meinte er, sei die erste Klasse, die dank ihrer Rolle in der Produktion – nämlich doppelt „frei“ zu sein (von vorgeschriebenen Abhängigkeiten und von Eigentum) – die Klassenherrschaftsverhältnisse als Ganzes beseitigen könne. Diese Arbeiterklasse entwickelte sich in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts stürmisch … Mit dem Ersten Weltkrieg reiften zumindest europaweit „revolutionäre Situationen“: Mehr oder weniger sah es danach aus, dass die Herrschenden nicht mehr auf die bisherige Weise würden herrschen und die Beherrschten nicht mehr so weiter leben können wie bisher. Eine solche Situation ist sozusagen Verpflichtung für die fortschrittlichen Kräfte aller Länder das für sie Mögliche zu tun, um eben den notwendigen Fortschritt im Zusammenleben zu entbinden.

Unter diesen Bedingungen schrieb Lenin sein gern verkanntes Buch „Staat und Revolution“, in dem er das Ziel einer sich sozialistisch auflösenden Klassengesellschaft so „wissenschaftlich“ beschrieb, wie es zu jener Zeit möglich war. Ein Buch, was du auch verstehen kannst – und wenn dir zu viele Namen begegnen, dann denk die einfach weg. Gern wird in Lenins Ausführungen hineingedeutet, die er nur wenige Monate später machte (hauptsächlich in die „Aprilthesen“), dass er grundsätzliche Positionen wieder korrigierte. Das sehe ich aber anders.
Zum dialektischen Denken gehört nämlich auch, sich über die Ebene klarzuwerden, auf der man sich gerade bewegt. Und „Staat und Revolution“ beschrieb eine Welt (!!!) des „Sozialismus“, auf die hinzusteuern 1916 theoretisch notwendig war und praktisch möglich schien – während 1917 die Kräfte miteinander rangen, die einen solchen Weg gerade einleiteten. Nun stellte sich die Frage auf einer Ebene, auf der man zwar Sozialismus haben wollte, aber mindestens in wesentlichen Teilen der Welt noch nicht hatte und wahrscheinlich nicht haben würde.
Jeder traditionsbewusste Bayer weiß, dass zum Fensterln eine Leiter gehört, die er hochsteigen muss, um zu seiner Liebsten zu kommen. Nur ist der Sinn der Sache natürlich nicht die Nutzung der Sprossen, sondern die Liebesbegegnung, zu der man über sie kommt. Trotzdem sollte man sich mit der Frage beschäftigen, was man macht, wenn jemand die Sprossen angesägt hat …
„Staat und Revolution“ beschrieb sozusagen das erfolgreiche Fensterln - was Lenin danach untersuchte (z. B. in den „Aprilthesen“) war eher der Umgang mit der angesägten Leiter.

(Mit freundlicher Genehmigung von Slov ant Gali. Wiedergabe eines in Blogartikeln zerlegten Entwurfs für ein Sachbuch. Der Original Blogartikel ist h i e r; der Entwurf des Buches "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen" unter "Provisorische Gliederung des Buches")